Die Besten (nach wie vor) im Westen?

Das ist er, der altbekannte Slogan, der seit gut zehn Jahren die Suche nach Ärztinnen und Ärzten für die Krankenhäuser im Ländle begleitet. Mit dem Leitspruch „WANTED – Go West“ wurden in den östlichen Bundesländern Turnusärztinnen und Turnusärzte angeworben, ihren weiteren Karriereweg in Vorarlberg zu bestreiten.

Mit hohen Einstiegsgehältern wurde versucht, die Besten in den Westen zu locken, mit Erfolg. Die Wartelisten waren voll, Jungärztinnen und Jungärzte mussten zum Teil sogar abgewiesen werden.  Doch inzwischen klingt dieser Slogan wie ein Echo aus längst vergangenen Zeiten - zumindest, wenn man ihn auf die aktuelle Situation an unseren Krankenhäusern anwendet. Denn hier ist vom besten Westen nicht mehr viel zu spüren, auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern nicht.

Wenn wir uns die Ausbildungsqualität ansehen, dann sind die Umfrageergebnisse ernüchternd. In der kürzlich veröffentlichten Ausbildungsevaluierung rangiert Vorarlberg im Bundesländervergleich im unteren Drittel. Es besteht dringender Handlungsbedarf, wenn man mit den anderen Bundesländern mithalten möchte. Die Abteilungen müssen die dringend erforderlichen Ressourcen (auch in personeller Hinsicht) erhalten, damit diese in der Kernarbeitszeit ausbilden können.

Laut Ärztebedarfsstudie der GÖG verlässt fast die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte nach Beendigung der Ausbildung Vorarlberg. Nur ein Bruchteil davon kehrt zurück. Diese Abwanderung von medizinischem Talent ist nicht nur ein Verlust für Vorarlberg, sondern auch ein Alarmzeichen für die medizinische Versorgung bei uns - benötigen wir ja laut dieser Studie künftig mehr und nicht weniger Ärztinnen und Ärzte (damit die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf derzeitigem Niveau gehalten werden kann – mit allen aktuellen Problemen!).

Viele Fachärztinnen und Fachärzte in unseren Spitälern stammen nicht aus Vorarlberg. Sie haben hier keine Wurzeln, keine familiäre Bindung. Das führt wiederum häufiger dazu, dass Vorarlberg für sie nur eine Zwischenstation darstellt - insbesondere, wenn die Rahmenbedingungen in anderen Bundesländern oder dem benachbarten Ausland besser sind als bei uns.

Dies betrifft auch das Gehalt. Geld ist zwar nicht alles, es spielt aber zweifellos eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, wo man seine medizinische Karriere aufbaut. Burgenland und die Steiermark locken Fachärztinnen und Fachärzte mittlerweile mit bis zu 30 % höheren Grundgehältern als Vorarlberg. Das ist ein harter Schlag für uns - vor allem wenn es darum geht, talentierte Fachärztinnen und Fachärzte zu rekrutieren (und diese bei uns zu halten).

Über eine dreißigjährige Berufskarriere verdient eine Fachärztin oder Facharzt in der Steiermark rund € 570.000 und im Burgenland rund € 745.000 mehr als in den Vorarlberger Landeskrankenhäusern – und dass nur an Grundgehalt (40 Stundenwoche, inkl. fixe Zulagen, ohne Dienste).

Abbildung: Jahresbruttogrundgehälter Steiermark, Burgenland Vorarlberg (Basis 40 Stundenwoche, inkl fixe Zulagen, ohne Dienste) nach Dienstjahren


Diese besorgniserregende Gesamtsituation erfordert einen erheblichen Kraftakt von Krankenhausmanagement und Politik. Hier ist insbesondere Landeshauptmann (und Landesfinanzreferent) Markus Wallner dringend gefordert. Dieser ist für das Personal des Landes Vorarlberg und somit auch für jeden einzelnen Mediziner und jede einzelne Medizinerin an den Vorarlberger Landeskrankenhäusern verantwortlich. Diese sind nämlich Bedienstete des Landes Vorarlberg!

Wenn wir all diese Unterschiede betrachten und dazu noch die Vorarlberger Lebenshaltungs- und Wohnkosten mit jenen in anderen Bundesländern vergleichen, dann steht das Ländle ohne eine selbstbewusste Strategie, die dem Slogan "Die Besten im Westen" gerecht wird, auf verlorenem Posten.

Am Ende zählt nicht der Slogan, sondern die tatsächliche Qualität der Gesundheitsversorgung. Und diese muss unbedingt wieder auf das Niveau der "Besten" gehoben werden.  Wir benötigen dringend mehr Fachärztinnen und Fachärzte: WANTED – Go West!

Lesen Sie HIER weiter, welche Vorschläge MR Dr. Hermann Blaßnig hat, um wieder die Besten im Westen zu werden..