Die Besten (nach wie vor) im Westen?

In Vorarlberg besteht dringender Handlungsbedarf im Spitalswesen. Es ist fünf vor zwölf - „Die Besten im Westen“ sind nur noch eine Randnotiz. Wir haben Personalengpässe in allen Bereichen – Ärztinnen und Ärzte fehlen, genauso wie Pflege- und Verwaltungspersonal.

Im ersten Teil wurde die aktuelle Situation kritisch beleuchtet:

  • die Ausbildungsevaluierung zeigt, dass die Ausbildungsqualität in Vorarlberg verbessert werden muss
  • knapp die Hälfte aller Ärztinnen und Ärzte verlässt nach der Ausbildung Vorarlberg
  • für Fachärztinnen und Fachärzte, die nicht aus Vorarlberg kommen, stellen unsere Spitäler häufig nur eine berufliche Zwischenstation dar
  • im Burgenland oder der Steiermark verdienen Fachärztinnen und Fachärzte bis zu 30 Prozent mehr Grundgehalt
  • dies bei deutlich niedrigeren Lebenshaltungs- und Wohnraumkosten

Um die kommenden Herausforderungen in der Patientenversorgung bewerkstelligen zu können und um die Ausbildungsqualität wieder auf das Niveau der “Besten“ bringen zu können, benötigen wir dringend mehr Fachärztinnen und Fachärzte.

Populistische Forderungen wie die auch von der Landesregierung geforderte Abschaffung der Wahlärzte nützen dabei niemandem, sie sind einer bürgerlichen (marktwirtschaftlich agierenden) Partei mehr als unwürdig. Bessere Rahmenbedingungen können auch nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Kurzfristig gibt es nur einen effektiven Hebel: Landeshauptmann Wallner wird über seinen Schatten springen und mehr Geld ins System stecken müssen. Das Burgenland hat dies vorgemacht und verzeichnet wieder einen Zuzug von Fachärztinnen und Fachärzten.

Die Versäumnisse der Vergangenheit müssen wettgemacht werden. Der Patientenversorgung und Ausbildung tragende Mittelbau - die Fachärztinnen und Fachärzte - wurde bei der Gehaltsreform 2013 stiefmütterlich behandelt. Diejenigen, die sich täglich in den Spitälern für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzen und sich um die Ausbildung der jungen Kolleginnen und Kollegen kümmern, wurden schlichtweg übergangen. Zudem ist die aus der Industrie stammende Idee einer nach hinten abflachenden Gehaltskurve kontraproduktiv. Ab Mitte 40 gibt es nämlich bei den Grundgehältern keine Gehaltssprünge mehr. All das ist hinderlich, wenn wir die besten Köpfe in der Medizin anlocken und halten wollen.

Ein konkurrenzfähiges, marktkonformes Gehalt ist Grundvoraussetzung, damit Fachärztinnen und Fachärzte nach Vorarlberg gelotst und hier gehalten werden können. Wenn das Grundgehalt in anderen Bundesländern um ein Drittel höher ist, dann werden wir nicht mithalten können – schon gar nicht angesichts der Lebenshaltungs- und Wohnraumkosten bei uns im Ländle.

Mit mehr Geld im Gesundheitswesen können zudem die Rahmenbedingungen und Wohlfühlfaktoren für das Arbeiten im Spital verbessert werden. Die Ärztinnen und Ärzte in den Spitälern brauchen Dienstplansicherheit und damit verbunden ausreichend Zeit für Erholung, Familie und Freizeit.

Die Abwärtsspirale wird sich schneller drehen, wenn nicht (wie im Burgenland und der Steiermark) umgehend reagiert wird. Ohne konkurrenzfähige Löhne werden immer mehr Ärztinnen und Ärzte aus den Spitälern abwandern – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung. Um das zu verhindern, muss man dringend Maßnahmen ergreifen und auch Geld in die Hand nehmen, was der Vorarlberger Politik bislang schwergefallen ist. Leider schweigt der politisch Verantwortliche, Landeshauptmann Wallner, bislang dazu – diesbezügliche Terminanfragen bleiben unbeantwortet.

Teil 1 verpasst? Lesen Sie hier nach, wie MR Dr. Hermann Blaßnig aktuell die Arbeitssituationen an den Vorarlberger Spitälern einschätzt.

Am Donnerstag, 23. November 2023, veranstaltet die Ärztekammer für Vorarlberg eine große Enquete der Vorarlberger Spitalsärzt*innen zum Thema "Wie können wir Mitarbeiter*innen für die Vorarlberger Krankenhäuser gewinnen bzw. halten?". An diesem Abend soll eine offene Diskussion stattfinden und Lösungsansätze erarbeitet werden. SAVE THE DATE im Anhang.