Spitalsgehälter

Wer immer noch glaubt, dass Gehaltsanpassungen kaum etwas an der Arbeits- und Personalsituation in den Spitälern ändern, wird von Krankenhausmanagement und Landespolitik in der Steiermark jetzt eines Besseren belehrt. Die dortige Gehaltsreform, die mit 01. September 2023 inkraft getreten ist, zeigt heute schon Wirkung. Denn neben einer verdienten Wertschätzung für bestehende Mirarbeiter:innen, die damit gehalten werden können, sind die neuen Gehälter auch eine starke Motivation für Neueinsteiger:innen, die die dortige Krankenanstaltengesellschaft als Arbeitgeberin wählen. Immerhin stellt das Land Steiermark der KAGes jedes Jahr zusätzliche 130 Millionen Euro zur Verfügung. Damit liegen die steirischen Spitalsgehälter österreichweit im Spitzenfeld.

Die dortige Entscheidung von Landespolitik und Spitalsmanagement erweist sich bereits als ein höchst effizienter Personalmagnet: „Tatsächlich gibt es bereits einen erfreulichen Trend: Das KAGes-Team wächst wieder und diese Entwicklung lässt uns zuversichtlich in die Zukunft blicken“, lassen Vorstandvorsitzender Gerhard Stark und Finanzvorstand Ulf Drabek wissen. Und auch die Politik bestätigt, dass es richtig war, diese zusätzlichen Millionen für bessere Gehälter bereitzustellen: „Seit langem verzeichnen wir wieder mehr Eintritte in die KAGes als Austritte. Da müssen wir dranbleiben“, sagt der steirische ÖVP-Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl. Und da muss jetzt auch das Land Vorarlberg mit seiner angekündigten Gehaltsanpassung für das Spitalspersonal dranbleiben, wenn es die Versorgung der Bevölkerung weiterhin sicherstellen will.

Mit der Gehaltsreform in der Steiermark haben Politik und Krankenhausmanagement die Notbremse gezogen gegen eine bedenkliche Entwicklung, die der dortige Landesrechnungshof erst kürzlich in einem Prüfbericht über die Jahre 2019 bis 2022 so dargestellt hat: Den Spitälern drohen die Ärzt:innen auszugehen, in den nächsten zehn Jahren würden ein Viertel der KAGes-Ärzteschaft in Pension gehen, und der Nachwuchs scheint nach oder sogar während der Ausbildung in den Krankenhäusern abzuwandern, wenn nicht gegengesteuert wird. Diese Tendenz sehen wir auch hier im Land. Aus der Vorarlberger Ärztebedarfsstudie wissen wir, dass Land und Spitäler bis 2030 mehr als zehn Prozent zusätzliche Ärztinnen und Ärzte beschäftigen müssen, nur um den jetzigen Stand der Versorgung abzusichern. Zudem wissen wir, dass schon heute knapp 50 Prozent der Medizinerinnen und Mediziner nach der Ausbildung das Land wieder verlassen.

Die Steiermark zeigt jetzt ganz klar, dass eine Gehaltsanpassung diese bedenkliche Entwicklung nicht nur stoppen, sondern auch umkehren kann. Wer das infrage stellt, ignoriert die Fakten. Wie die ÖVP in der Steiermark hat auch die Volkspartei in Vorarlberg die dringende Notwendigkeit einer Gehaltsanpassung zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit in den Krankenhäusern erkannt. Das Spitalsmanagement ebenso. Dazu hat es keinen Rechnungshofbericht gebraucht, sehr wohl aber ein massives Drängen der Ärzteschaft, insbesondere des Mittelbaus, und ihrer Standesvertretung. Nach der offiziellen Ankündigung von Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, dass die Gehaltsanpassung für Vorarlberger Spitalspersonal bis Juni 2024 stehen soll, sind wir also in Verhandlungen: Krankenhausbetriebsgesellschaft, Zentralbetriebsrat und Ärztekammer.

Die erste konkrete Gesprächsrunde dazu fand Mitte März statt. Der Rahmen wurde abgesteckt und uns wurde seitens der KHBG mitgeteilt, dass eine externe Firma mit einer Marktbewertung beauftragt wurde. Wenn die sich an die Fakten hält, kann ein Ergebnis wohl vorweggenommen werden: Die Grundgehälter in der Steiermark liegen um bis zu 30 Prozent über jenen in Vorarlberg, im Burgenland teils noch höher. Das Leben kostet in Vorarlberg deutlich mehr als dort, was den Konkurrenzdruck auf dem Personalmarkt weiter erhöht. Dass eine Gehaltsreform unabdingbar und wirksam ist, wissen wir inzwischen auch. Und weil diese Fakten allen bekannt sind, sind auch wir Standesvertreter zuversichtlich, dass alle Verhandlungspartner sich ihrer Verantwortung für das Spitalspersonal und damit für die Spitalspatien:innen bewusst sind. Nicht nur die Steirer.