Mehr Sachlichkeit und mehr Informationen wären wünschenswert
SPITALSCAMPUS
Diesen Donnerstag werden wir endlich mehr wissen. Bis dahin ist es aus Sicht der Ärztekammer kaum möglich, die vom Land geplante Spitalsreform auf ihre Sinnhaftigkeit und Praktikabilität zu beurteilen – weil dazu eben noch die grundlegenden Informationen fehlen. Auch wenn in der politischen und medialen Öffentlichkeit derzeit die Wogen hochgehen, wissen wir immer noch nicht, ob zum Beispiel die Gynäkologie und Geburtshilfe samt Kinder- und Jugendabteilung definitiv von Dornbirn nach Bregenz wandern oder ob die entsprechenden Bregenzer Abteilungen nach Dornbirn verlegt werden. Entsprechend unklar ist demnach auch, was mit der Orthopädie und Traumatologie passiert – von Bregenz nach Dornbirn oder umgekehrt?
Es ist verständlich, dass die Emotionen hochkochen, hier geht es doch um die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung. Es geht aber auch um Arbeitsplätze, Personalfragen, Politik und Budgets. Dass in einem solch komplexen Vorhaben, das so viel Veränderung mit sich bringt, betroffene Gruppen unterschiedlich reagieren, war abzusehen, derzeit wird aber weniger über Fakten diskutiert als über Möglichkeiten. Vielleicht kommt alles doch noch ganz anders oder zumindest etwas abgeschwächter als in den Medien derzeit berichtet.
Sinn und Zweck der Spitalscampus genannten Krankenhausreform ist eine Kostenreduktion bei gleichzeitiger Qualitäts- und Effizienzsteigerung. So weit so gut, hier wird sich die Ärzteschaft nicht querlegen – wenn es denn auch so kommt. Wenn sich dadurch aber eine Verschlechterung der spitalsärztlichen Versorgung und/oder gravierende Personalprobleme ergeben sollten, werden Ärztekammer und die betroffenen Spitalsärzte nicht mitspielen. Doch wissen wir das bis heute noch nicht, dazu fehlen uns immer noch entscheidende Informationen. Die sollen diese Woche auf den Tisch gelegt werden.
Was wir – nach allem, was wir bis heute gesehen und erfahren haben – aber heute schon wissen: Die Begleitkommunikation zum Prozess ist nicht geglückt. Die Emotionalisierung, die sich jetzt durchs Land zieht, hängt stark damit zusammen, dass der Titel mit zugesagter Partizipation und Dialog große Erwartungen geweckt hat und lange für Ruhe gesorgt hat, dass jetzt aber sowohl dem Träger Stadt Dornbirn als auch den Mitarbeiter:innen in den Krankenhäusern Entweder-oder-Konzepte ohne echte Möglichkeit der Partizipation präsentiert wurden. Es wurden einigen betroffenen Abteilungen halbfertige Pläne und noch weniger Zahlen vorgelegt, teilweise sind Bedenken nicht oder nur zaghaft in die weiteren Planungen eingeflossen, die versprochenen Gespräche und Abstimmungen über den Sommer haben nicht stattgefunden, und so wundert es wenig, dass die Akzeptanz der Spitalsreform in einigen der betroffenen Abteilungen nicht sehr hoch ist. Was aber hoch ist, ist die Unsicherheit beim Personal. Geschürt durch das völlige Versagen der KHBG bei der Kommunikation der Schließung der Geburtshilfe Bludenz gegenüber den Mitarbeiter:innen im LKH.
Mag sein, dass diese gravierenden Mängel sich nicht auf die Effizienz und Sinnhaftigkeit der angedachten Zusammenlegungen und Schwerpunktsetzungen auswirken, doch sollten die Verantwortlichen zumindest ihre Lehren daraus ziehen. Und beim nächsten Mal die Systempartner ernsthaft in einen solchen Prozess miteinbeziehen.
Jedenfalls sind wir genauso gespannt wie die breite Öffentlichkeit, was diesen Donnerstag seitens des Landes genau präsentiert wird und welche detaillierten Informationen wir dazu noch bekommen werden. Nach Analyse dessen werden wir dann auch Stellung dazu beziehen können – sachlich statt emotional. Bevor wir dies aber tun, werden wir mit allen Ärztinnen und Ärzten die geplante Reform eingehend diskutieren – am Donnerstag, 04. Dezember, ab 19:30 Uhr in der Aula des Krankenhaus Dornbirn. Vor der Beschlussfassung der Reformen im Dezember wurde uns die Möglichkeit einer Stellungnahme versprochen. Ich hoffe auf rege Teilnahme.