KÜNDIGUNGEN

Der Abgang von fünf Oberärzt:innen aus der Chirurgie in Feldkirch hat nicht nur in den Krankenhäusern für Aufsehen gesorgt. Der ORF hat die Situation umfassend recherchiert und die Reaktionen von Land und KHBG dargestellt. Ich maße mir nicht an, die Situation objektiv zu bewerten, doch insbesondere die öffentliche und mediale Reaktion geben Anlass zum Kommentieren.

Diese Kündigungen stellen einen großen Verlust an Erfahrung und Fachwissen dar und sind für jede Abteilung eine enorme Herausforderung. Der Verlust der Mitarbeiter:innen und deren Expertise bedeutet auch für die verbleibenden Kolleg:innen eine erhebliche Belastung: Dienstpläne sind schwierig zu erstellen, Urlaube und Zeitausgleiche müssen mit deutlich geringerer Personalressource koordiniert werden, die jungen Kolleg:innen müssen weiter ausgebildet und der tägliche Arbeitsaufwand muss weiterhin bewältigt werden.

Dass fünf erfahrene Oberärzt:innen gleichzeitig gehen, ist zudem ein deutliches Signal und ein Statement. Offensichtlich gab es starke Beweggründe, die einen Verbleib an der Abteilung nicht mehr erlaubten und es waren, so wie ich höre, nicht Karrierechancen, die zu diesem Schritt motiviert haben. Umso überraschender wirken die öffentlichen Stellungnahmen. Die Aussage, Assistent:innen könnten den Weggang problemlos kompensieren und im Notfall könnten Kolleg:innen aus anderen Häusern oder sogar Pensionist:innen einspringen, wirkt auf viele im Mittelbau sehr befremdlich.

Es ist offensichtlich, dass die KHBG die Bevölkerung beruhigen möchte. Doch eine solche Reaktion ignoriert die Realität: Hervorragende Ausbildungsärzt:innen sind zwar das Fundament der Zukunft, aber chirurgische Expertise und jahrelange Erfahrung lassen sich nicht einfach ersetzen. Auch der Austausch von Personal zwischen Standorten kann – wenn überhaupt – nur eine kurzfristige Lösung sein. Und Pensionist:innen zurückzuholen, ist kein nachhaltiges Personalkonzept. Diese Äußerungen haben bei vielen Kolleg:innen Kopfschütteln und Emotionen ausgelöst.

Es bleibt zu hoffen, dass hinter den Kulissen weniger Ignoranz, sondern ehrliches Interesse an der Situation und an deren Ursachen besteht. Denn eines ist klar: In einer solchen Situation darf man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Sie erfordert eine offene Auseinandersetzung mit den Signalen, die gesetzt wurden, und ein umfassendes Aufarbeiten der gesamten Situation.